Wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht? Dieses Motto scheint im Zusammenhang mit der dringend notwendigen Reform des BVG noch immer fest in den Köpfen von uns Pensionskassenspezialisten zu stecken. Anders kann ich mir nicht erklären, weshalb nach wiederholtem «Chlapf an Grind» durch das Schweizer Stimmvolk noch immer Lösungsansätze eingebracht werden, die nichts anderes sind als alter Wein in neuen Schläuchen. Die Pensionskassenbranche scheint an akuter «Déformation professionnelle» zu leiden – ohne Einsicht und Willen, diesen Zustand zu verändern. Statt Zwängerei braucht es jetzt grundlegende Gespräche über alle Parteigrenzen hinaus, um gemeinsame Nenner zu finden.
So revolutionär das Schweizer Drei-Säulen- System im letzten Jahrhundert war, so schwierig ist es, das Modell an die heutige Gesellschaft anzupassen. Die drei Säulen basierten nämlich auf der damaligen Annahme, dass eine Person im Normalfall 100% arbeitet, und dies während der ganzen Erwerbszeit beim gleichen Arbeitgebenden mit stetig steigendem Lohn. Deshalb ergab es Sinn, den Lohn einer zu versichernden Person so zu koordinieren, dass keine Lohnbestandteile über alle drei Säulen doppelt versichert werden und Sparbeiträge mit fortschreitendem Alter ansteigen. Teilzeit- und Mehrfachbeschäftigung, hohe Fluktuation oder Bogenkarrieren waren die absolute Ausnahme und wurden im Modell kaum berücksichtigt. Auf weitere gesellschaftliche Änderungen, die schrittweise Pensionierung oder die Vielfalt der heutigen Zusammenlebensformen gehe ich an dieser Stelle nicht ein, obwohl auch sie die BVG-Reform im heutigen, alten Modell erschweren.
Aus all diesen Gründen gilt es, die Einbettung des BVG ins Drei-Säulen-Modell grundsätzlich zu überdenken und die politische Diskussion vom evolutionären Rumgebastel hin zu einem revolutionären Greenfield Approach zu lenken.
BVG-Reform dank 6 und 6 AHV-Lohnprozenten?